Am letzten Samstag war unser 34. Klassentreffen. Wir, die erste Stufe und Klasse vom Gymnasium an der Wolfskuhle in Essen, die in 1976 ihre Abschlusszeugnisse empfangen durften.Seit langer Zeit bin ich mal wieder hingegangen. Jetzt, wo meine Mutter nicht mehr in Essen wohnt, habe ich nicht mehr so viel Lust. Mir fehlt dann ein heimischer Schlafplatz. Abends alleine in einem Hotel oder Gasthof finde ich nicht so schön.
Aber dieses Mal bin ich gegangen, weil das Programm mich reizte. Außerdem war ich neugierig, wer denn so kommt und wie es den anderen so vergeht. Aber auch in der Hoffnung, dass eine(r) Coach wäre oder so offen ist um mir über seine Erfahrungen mit einem Coach zu erzählen. Im Augenblick habe ich da Informationsbedarf.
Getroffen haben wir uns an der Rolltreppe vom Ruhrmuseum auf dem Gelände der Zeche Zollverein. Uebrigens gestaltet durch Remco Koolhaas. Wir bekamen eine Führung von unserer Mitschülerin, Dr. Brigitte Hübner. Von den 54 ehemaligen Mitschülern waren leider nur 15 Leute dabei. Und dann hauptsächlich von der Parallelklasse. Und ich hatte den Eindruck hauptsächlich die, die in Essen wohnen geblieben sind. Ich war die einzige Auswärtige und dann ganz aus Holland. An meinem super-holländische Akzent war schnell deutlich wo ich herkomme.
Zu Beginn der Führung stiegen wir die Treppen hoch auf das Dach der Kohlenwäsche, schnappten viel Luft, guckten uns im und sahen wenig durch den Nebel und stiegen Etage für Etage wieder herunter. Brigitte erzählte viel über das Gebäude, die Kohlenherstellung, und das Museum. Es war sehr interessant. Und die Art und Weise wie sie es erzählte war ‚boeiend’. Eine tolle Führerin.
In knapp 3 Stunden haben wir uns die Ausstellung vom Museum angeguckt. Die Zeit reichte bei langem nicht und macht dann auch einen nächsten Besuch notwendig. Beim Rundgang kamen Erinnerungen an meinen Großvater, der in der Kokerei gearbeitet hat und an meinen Bruder, der im Anlauf an sein Studium dort sein Praktikum gemacht hat.
Jetzt war es sauber; aber früher nicht. Das zeigte uns das Abbild einer Staublunge. Mehr schwarz als sonst was. Kein Wunder, dass es den Bergleuten so dreckig ergangen ist. Interessant und lustig war auch die Duft- und Geräuschstrasse. Dort konnte man riechen, wie es früher im Ruhrgebiet gerochen oder gestunken hat. Einen Geruch, den wir als Kinder als normal empfanden. Wäsche, die für uns Kinder sauber war!; wobei Mutti immer wieder schimpfte, dass die Wäsche nicht sauber zu kriegen war! Und dann eben auch die bekannten Ruhrgebietsphänomenen, wie die Trinkbude, wo wir als Kinder Klümpkes (Süssigkeiten) kauften, Taubenschläge, Ziegen und Kaninchen und vor allem die Schornsteine mit schmutzigem Rauch und die Bergarbeitersiedlungen mit Nutzgarten.
Viele Erinnerungen kamen zurück. Aber auch Dankbarkeit, dass diese Dingen für unsere Kinder, wenn auch im Museum, dann doch behalten bleiben.
Total fertig vom vielen Laufen und mit Rückenschmerzen (wir sind auch nicht mehr die Jüngsten) liefen wir zum “Italiener umme Ecke” Trattoria Pizzeria “Paolo” (www.paolo-stoppenberg.de). Ja sicher zum italienischen Essen und ‚kletsen’ über Früher und Heute.
Was mir auffiel war, dass bei den ersten Klassentreffen noch interessant war, was man geworden ist. Über diese Phasen scheinen wir herausgewachsen zu sein und wird das Mensch-Sein und das heden-ten-daagse viel interessanter. Traurig machte mich, dass auch schon Mitschüler verstorben sind. Auch das gehört zu unserem Leben.
Es war gemütlich und ‚zeer de moeite waard’.
Auf ein nächsten Mal im Herbst zum 35. Jubiläum.
Uebers Coachen in Deutschland habe ich auch einiges erfahren, was meine ‚zoektocht’ erleichtern wird. Und auch bei dieser Begegnung merkte ich, dass ich zwei Kulturen (bi-cultureel) habe.
2 reacties | laat een reactie achter ↓
Das klingt nach einer sehr netten Veranstaltung, Claudia!
Ich hatte noch nie ein Klassentreffen, auch wenn mein (niederländisches) Abitur inzwischen auch schon 25 Jahre zurückliegt. Stelle mir das aber durchaus spannend vor, gerade auch in diesem bikulturellen Rahmen …
Schön, dass Du anregende Gespräche hattest und auch für Deine Arbeit einiges mitnehmen konntest.
Ja, schade. Es wäre doch lustig um die anderen zu sehen. Selbst ist man (älter) geworden und weiser. Und wie ist es den anderen vergangen.
So ungefähr so: jemand der früher immer so ‘met de hakken over de sloot’ seine Prüfungen bestanden hat und jetzt Herr oder Frau Doktor ist. Oder zu merken, dass in Deutschland viele in den alten Berufen hängenbleiben. Einmal Lehrer immer Lehrer.
Währenddessen hier in Holland viel möglich ist. Mich fragen meine Freundinnen immer: so und was machst du im Augenblick. Wieder was anders!
Auch ein Grund um nach Holland zu emigreren.