Letzte Woche habe ich mich mit einigen Dozenten der HAN über die deutschen Studenten unterhalten; hauptsächlich über deren Verhalten im Unterricht. Die sind lieb und brav. Wenn man denen was als Hausaufgabe aufgibt, wird es gemacht. Fragt man sie beim nächsten Mal ob sie es gemacht haben, dann können sie sogar beleidigt reagieren wegen mangelnden Vertrauens von unserer Seite. Sie machen es mit Sicherheit.
So ist denen auch aufgefallen, dass man in Deutschland wirklich bei roter Ampel stehenbleibt, dass man beim Zebrastreifen ruhig über die Strasse gehen kann, es wird gehalten und hat man dort noch Respekt und Achtung vor den Polizisten und anderen Amtsträgern. Wie viel anders ist es ab und zu in Holland: Zebrastreifen scheint man nicht zu beachten, rote Ampeln stehen nur so in der Gegend usw. In diesem Zusammenhang erinnerte ich mich an einen Artikel des Spiegels über die Mentalität von uns Deutschen und warum in Deutschland aus kleinen Verfehlungen große Skandale werden. Der Titel des Artikels ‚Die ewig Braven!’ von Dirk Kurbjuweit. Wörter, die ich in diesem Zusammenhalt behalten habe sind: Skandal!, mickriger Substanz der Skandalfälle, wenig Wildes verglichen mit anderen Ländern wie Österreich, Frankreich und Italien, Deutschland als Idyll für Spielzeugeisenbahnen, Prinzipien Verantwortlichkeit, Empfindsamkeit, Korrektheit, saubere Welt, aber auch der große Einfluss der Medien. Jemand sagte mir, „Es gibt kaum ein anderes Land auf der Welt das einen so hohen Anspruch an die Medien hat. Dies ist auch ein Resultat des stark amerikanisch beeinflussten Grundgesetzes seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland in der die Pressefreiheit in Westdeutschland zur Staatsdoktrin erhoben wurde. Dies war die kluge amerikanisch-demokratische Antwort auf die faschistische Propaganda der Hitler-Crea, in der deutsche Medien vor allem dem Staatserhalt einer paramilitärischen Diktatur dienten. Wenn kritische Pressestimmen machthungrige Politiker im Zaume halten und dies auch noch der Verkaufsförderung der Medien selber dient, dann haben wir genau das verdient.“ Ich finde der Artikel gibt eine gute Analyse, ich kann mich der Meinung anschließen, dass es hohe Standards für Korrektheit und Glaubwürdigkeit gibt und eine latente Angst vor “italienischen Zuständen”. Ich finde diese Eigenschaften positiv und nicht brav und kleinlich. Schlimmer vielleicht noch: ich strebe diesen Standards auch nach. Und empfinde dadurch überhaupt keinen Zwang. Ganz im Gegenteil: es ordnet die Welt, meine Welt und lässt mich Andere einstufen, genauso gut wie Andere mich dadurch einstufen können.
Und jetzt hoffe ich, dass ich keinen auf seine Fuesse getreten habe und nichts falsch zitiert habe. Aber es beruhigt mich, dass mir kein Doktertitel abstreitig gemacht werden kann. Den habe ich ja nicht. Und sonst geht es doch um Pressefreiheit, oder?
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