‚Letzte Woche Montag hatten wir aber besseres Wetter‘! Das Wetter ist eines der Lieblingsthemen der Holländer. „es ist zu heiß‘, es regnet schon wieder‘, ‚wann wird es denn endlich besser‘…. Es gibt immer was auszusetzen. Aber das ist nicht mein Thema; auch wenn es heute regnet und grau ist und die Sonne letzte Woche geschienen hat und es so unglaublich warm war, dass ich nach Abschluss des Films ‚Lili Marleen‘ im Sommerkleid zum Bahnhof schippern konnte. Es war nämlich in Amsterdam, im Eye Filmmuseum. Amsterdam finde ich immer eine Reise wert; dazu noch mit der Fähre auf die andere IJ-Seite und dann im architektonischen Wunder des Gebäudes. Von der Vorderseite sieht es wie ein Auge aus, das auf die Innenstadt guckt. Super!
Das Deutschland Institut Amsterdam hatte uns zu einem Gespräch mit Hannah Schygulla eingeladen mit anschließend dem Film Lili Marleen. Ich sollte mit einer Bekannten hingehen, die leider im letzten Moment absagen musste. Ich fand es letztendlich gar nicht schlimm, da ich mich voll und ganz dem Gespräch, der Grande Lady und dem Film widmen konnte. Hannah wurde als Muse von Rainer Werner Fassbinder vorgestellt und eine Schauspielerin, die in unterschiedlichen Rollen ihren Ruhm verdient hat und mit verschiedenen großen Regisseuren zusammengearbeitet hat. Ihr Stil wird als melodramatisch und unterkühlt umschrieben. Und durch ihr Äußeres sieht sie aus wie ein ‚echte Diva‘ und wird verglichen mit Marlene Dietrich und Bette Davis. Letzterem kann ich sicher zustimmen. Ich fand sie toll. In dem Interview wurde ihre Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder angesprochen, die anscheinend nicht immer einfach war. Gesprochen wurde auch was damals der ‚neue deutsche Film‘ genannt wurde. Als Aussage der Nein-Kultur und gegen den Papa-Film. Gesprochen wurde aber auch über die Nachkriegsjahre, wie umgegangen wurde mit dem Trauma, das nicht genannt werden durfte, aber trotzdem fühlbar war. Interessant fand ich auch, dass es bei Fassbinder immer ‚doppelte Menschen‘ gab. Nicht in dem Sinne, dass sie psychopathologisch ‚gespleten‘ sind sondern sich zu 2 Polen hin neigen. Lili als Widerstands kämpferin (sie half mit einen Film über die Zustände des KZ in die Schweiz zu schmuggeln) und als Mitläuferin des Regimes, was ihr einige Vergünstigungen erbrachte. Sie beschrieb auch das Dilemma der Nachkriegsgeneration, die sie beschrieb als nur zornig und verzweifelnd suchend in dem Dilemma, an was man von früher anknüpfen konnte ohne alles wegzuschmeißen. Ein interessanter Gedanke, der uns vielleicht hilft unsere Eltern besser zu verstehen. Oder aber uns selber als 2. Nachkriegsgeneration, die noch immer am suchen ist. Und nicht zu vergessen das Lied ‘Lili Marleen’, dass sie auf vier verschiedene Arten singt. Dies ist übrigens das letzte Mal, das sie das Lied singt. Nachdem sie total erschöpft in einer Klinik verweilte und auftreten musste.
Nach einer kurzen Pause fing der Film an. Ich hatte schon öfter von diesem gehört, diesen aber noch nie anschauen können. Gedreht in 1979 und in 1980 in den Kinos gezeigt, gerade in der Zeit, dass ich alle ‚hens aan dek moest zetten‘ um in den Niederlanden zu integrieren und vor allen Dingen nicht zu viel als Deutsche aufzufallen. Den Film muss man gesehen haben. Darum will ich nicht allzu viel darüber schreiben. Auf jeden Fall konnte man bei jeder Person die doppelten Menschen entdecken. Indrukwekkend.
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