Wirklich ganz durch Zufall – ich ‚zappte‘ abends auf den deutschen Sendern‘ – hörte einer Frau zu, die von ihrer Verschickungszeit erzählte. Das Programm widmete sich dem Kongress „Das Elend der Verschickungskinder“ vom 21.-24.11.19 auf Sylt.
Bei den Worten ‚zu dünn‘, zwanghaft essen müssen, Haferbrei, Kontrollgängen der Tanten und gemeinsames Duschen drückte ich auf ‚aus‘. Ich wollte dies anfangs nicht hören. Neugierig war ich schon. Ob ich wollte oder nicht: auch ich bin ein Verschickungskind. Stempel mag ich nicht. Es besagt aber genau das, was ich auch mitgemacht habe und tief in meinem Gedächtnis versteckt habe. Durch das Lesen von Erfahrungsberichte von andere habe ich meine Erinnerungen auffrischen können. Dank den Schreibern auf der Internetseite.
Ich weiß, dass ich mit sechs Jahren für sechs Wochen zur Kur geschickt wurde. Der Hausarzt erzählte meiner Mutter, dass ich zu dünn und zu zaghaft bin und dass meine Einschulung Gefahr laufen würde. Ich wollte selber aber nichts lieber als endlich zur Schule zu gehen. Ich war zu Hause und im Kindergarten ‚ausgespielt‘. Ich wollte herausgefordert werden und hatte einfach Lust auf Lesen und Schule. Aber leider nicht. Meine Mutter, die tolle Erinnerungen an ihre Zeit als Hitlermädchen und ihre eigene Kinderlandverschickung hatte, stimmte dem zu. Zu Hause waren noch zwei andere Kinder.
Es ging mit dem Zug und viele andere Mädchen von Essen in den Schwarzwald. Geschickt wurde ich in die Bergklause Maria Frieden in Mambach*. Ich sollte in der guten Schwarzwald Luft vor allem zunehmen und ‚dicker‘ werden.
Zum Frühstück gab es jeden Morgen ‚pap‘ (gekochte Haferschleimsuppe). Dieser Geruch sitzt mir noch immer in der Nase.
Eine Nonne verteilte diese Brühe mit ihren Schöpflöffel über alle Teller. Die, die noch nicht zugenommen hatten, bekamen einen extra Zuschlag. Regel war, dass man nur aufstehen durfte, wenn der Teller leer war. Wohl dem, der es geschafft hatte. Sie konnte als erste ein schönes Spielzeug auserwählen. Das gelang mir leider nicht. Ich erinnere mich daran, dass ich alleine an einem der langen Tische gesessen habe, alles spielte (auch mit meinem Lieblingsspielzeug – das Puppengeschirr aus Porzellan), die Tische wurden abgewischt und ich blieb sitzen. Wie ich es letztendlich doch geschafft habe den Teller leer zu essen: keine Ahnung. Hatte die Nonne dann doch den Rest wieder in den Topf gekippt? Für mich war es schwer, um mich wieder in die Gruppe einzugliedern. Wie macht man das, wenn man ‚was falsch‘ gemacht hat. Eine Erfahrung, die mich noch immer begleitet.
Ebenso schlimm war das gemeinsame Duschen: auf dem Flur ausziehen, die Kleider schön geordnet hinlegen, dann nackt unter die Dusche, von einer Dusche zur anderen, die reihum gegliedert waren, dann bei der Nonnen mit dem eigenen Waschlappen und eigener Seife eingeseift werden, wieder abduschen und abtrocken und am Ende das obligatorische Wiegen inklusive Stress: hatte ich jetzt zugenommen oder nicht? und der dazu gehörende passende Blick der Nonne. ‚Auch dieses Mal kein Gramm zugenommen oder sollen wir sagen, 100 Gramm‘? Wiederum zum Kotzen. Waagen sind mir bis heute ein Gräuel. Wiegen tue ich nur, wenn ich alleine bin. Zugenommen habe ich bis heute zu wenig. Ich werde immer noch darauf hingewiesen, dass ich doch zu dünn wäre!
Ein anderer Gräuel war die Nacht. Geschlafen haben wir in großen Schlafsälen. Die Betten standen in Reih und Glied, der Flur war leicht verdunkelt, eine Nonne heilt nachts die Wache, es musste geschlafen werden, ob man müde war oder nicht, geflüstert, getuschelt oder aufstehen war nicht erlaubt. Wehe dem, der flüsterte oder aufstehen wollte, weil er ‚pipi‘ machen musste. Terror. Die Nonne kam ins Zimmer gerauscht, machte erst das Licht an, lief in die Richtung, wo sie meinte, dass das Geräusch herkäme und packten diejenige. Meine Taktik war es, um mich mucksmäuschenstill zu verhalten; nicht zu schlafen, wenn ich mal auf Toilette musste und vor allen Dingen darauf achten, dass ich nicht versehentlich gepackt und auf den kalten Flur gesetzt wurde. Meine Taktik hat mich gerettet. Hoffe ich, glaube ich, ich weiß es nicht mehr.
Am Ende der Ferien durfte man sich ein Mitbringsel aussuchen. Wir hatten Taschengeld von den Eltern bekommen. Es gab einen Normbetrag. Einige Kinder hatten mehr Geld. Abgezogen wurden die Kosten der Postkarten und der Briefmarken. Ich weiß nur, dass mein Mitbringsel nicht meinem Geschmack entsprach. Für so wenig Geld konnte ich mir nicht meine Herzenswünsche erfüllen. Wahrscheinlich habe ich mir damals geschworen, dass mir das nie weniger passieren sollte.
Ich habe auch schöne Erinnerungen. Ich kann mich an die frische Luft des Waldes und an den Schnee erinnern, an die Wanderungen im Schnee (wir durften wahrscheinlich nur laufen und nicht im Schnee spielen) und das gemeinsame Spielen und Basteln, das Liedersingen und Musik machen.
Wie auch immer. Diese Erlebnisse (Traumas?) haben Einfluss auf meine Person und Persönlichkeit gehabt.
Kreativität, Gemütlichkeit, Musik und Sensitivität im Allgemeinen und die für Gerechtigkeit sind die eine Seite. Laute Stimmen, große Frauen, Essen, bestimmte Stimmungen, die ich fehlerfrei anfühle, und ‚das nicht wertgeschätzt werden‘ sind die Gegenseite. Meine Sensibilität rettet mich damals wie heute. Meine Taktik ist Stärke wie Schwäche.
Ende gut alles gut: ich wurde eingeschult. Mit einer großen Schultüte.
* Beim Stöbern in der Schachtel meiner Mutter, wo sie unsere Kindersachen aufbewahrte, fand ich drei Ansichtskarten, die eine Nonne für mich geschrieben hatte. So weiß ich, dass ich in Mambach war. Unterschriebe habe ich mit Blockbuchstaben: Klaudia. Ich heiße Claudia Sabine und weiß jetzt wieder, wieso ich meinen Namen in Sabine geändert habe.
Danke fürs Lesen. Ich bin gerne bereit deinen Erinnerungen zu zuhören. Oder aber irgendwas Passendes in den Niederlanden zu organisieren.
Näheres kann man auf dieser Internetseite finden.
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Moedig om dit zo te schrijven. Meeslepend verhaal! Tranen bij die laatste zin. Eindelijk snap ik je keus om je naam te veranderen. Wat zit/zat dat diep…. Trauma’s? schrijf je ergens – met vraagteken… eh: lees je blog nog maar eens goed. Dat vraagteken kan wel weg. 🙁
Hallo Ilse, danke dir. Wieso und warum ich meinen Namen geändert habe, wurde mir erst gestern deutlicher. Sabine passt.
Liebe Claudia Sabine,
ich war ebenfalls 1962 in der Bergklause Maria im Frieden, Mambach. Ich war damals 5 Jahre alt.
Ich erinnere mich, dass ich viel geweint habe und wieder nach Hause wollte. Es gab 6 Wochen keinen Kontakt zu den Eltern. Meine Mutter hatte Briefe geschrieben, aber es wurde nichts weitergeben. Päckchen mit Süßigkeiten wurden von den Schwestern selbst gegessen oder vielleicht an alle verteilt. Angekommen ist jedenfalls nichts.
Nachmittags mussten wir nach dem Essen immer ins Bett und still liegen. Mein Bettnachbar hat mal aus Langeweile gepopelt. Die Schwestern haben ihn gezwungen seinen eigenen Popel zu essen. Dies war sehr eklig.
Sonntags ging es zur Messe in einer kleinen Kapelle. Dort sind jedesmal ein paar Kinder ohnmächtig geworden. Weshalb weiß ich nicht.
Die Erinnerung hatte ich lange Zeit verdrängt.
Viele Grüße
Klaus
wie ein Gruß oder Wink aus der Vergangenheit las ich dein Comment. Ich danke dir vielmals. Ich habe mich ungemein gefreut.
Für mich ist das Austauschen von Erfahrungen meine Art und Weise mit der Vergangenheit um zu gehen. Genau wie das Schreiben auf diesem Blog.
Ich habe – wie ich ja auch schrieb – wenig Erinnerungen. Weggeblockt oder anders erlebt. Ich weiß es nicht.
Deine Erfahrungen teile ich zum Teil. Ob Kontakt zu den Eltern war oder nicht, weiß ich nicht. Meine Mutter kann ich leider nicht mehr befragen, da sie gestorben ist. Dass sie aber die Karten bewahrt, sagt vielleicht einiges. Aber was: da kann ich nur raten.
Auf meiner Suche habe ich meine Patentante kontaktiert. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, dass ich weggeschickt wurde.
Auch mein Bruder nicht mehr. Der war damals fünf Jahre alt. Er erzählte mir, dass wir ein Jahr später umgezogen sind ins Grüne, raus aus der Essener Innenstadt. Vielleicht hat es ihn ‚gerettet‘. Selber denke ich, dass er sowieso dicker war als ich.
Ich war im tiefen Winter Januar 1964 im Schwarzwald. Ich war 6 Jahre alt. Wir sind vielleicht auch zur Kappele hingegangen oder gerade wegen des Schnees eben nicht. Wir waren evangelisch. Zur Kirche gingen wir als Familie nur zu Weihnachten oder während der Konfirmationsvorbereitungszeit von uns drei Kindern. Ich könnte mir vorstellen, dass die katholische Kappele eher einen positiven Eindruck auf mich gemacht hat. Das machen die katholischen Kirchen noch immer.
Übrigens bin ich mit dem Zug von Essen aus gefahren. Das muss damals eine lange Strecke gewesen sein. Mit umsteigen?
Wir waren eine Mädchengruppe. Laut Karte der Schwester kam nach uns eine Jungengruppe. Vielleicht waren in dem Heim abwechseln Jungen und Mädchen. Was mir dann auffällt beim Lesen der Karte: dieser mahnende Zeigefinger. Es gab gut oder schlecht. Und so war es auch zu der Zeit; die schwarze Pädagogik. Hast du schon mal das Buch: Das Drama des begabten Kindes von Alice Miller gelesen. Ich habe es mir angeschafft; muss es aber noch lesen.
Mein Mann und ich wollen Ostern den Schwarzwald und dieser Gegend besuchen. Vielleicht kommen dann ja wieder Erinnerungen.
Nochmals vielen lieben Dank.
Liebe Sabine,
mir ist es als Kind genauso ergangen wie dir, ich wurde 1954 zur Kur nach Bad Soden im Taunus verschickt, zum Zunehmen, ebenfalls bei katholischen Nonnen.
Jeden Abend habe ich gebetet: Lieber Gott, lass mich morgen beim Aufwachen zuhause sein. Ich fühlte mich von Gott verlassen, als ich morgens immer noch im selben Bett lag.
Dort bin ich schon mit 5 Jahren vom Glauben abgefallen und hasse heute noch alles, was mit Kirche zu tun hat. Wenn ich Nonnen sehe, empfinde ich eine Mischung aus Verachtung und Furcht.
Ich habe dort die einzige Ohrfeige meines Lebens erhalten. Ich hatte mich zur Toilette geschlichen, weil der Eimer, der mitten im Schlafsaal stand, übergelaufen war. Ich war noch so klein, dass meine Füße in der Luft hingen. Eine riesige schwarzweiße Nonne kam herein und schlug mich mit aller Wucht ins Gesicht, vielleicht sogar mit der Faust.
Schöne Erinnerungen an diese endlosen Wochen habe ich nicht, es waren nur Angst, Kälte und Verzweiflung. Ich bin heute 71 Jahre alt und erinnere mich noch immer mit Beklemmung.
Liebe Margrit,
danke dir fürs Teilen. Das ist ja furchtbar. Es tut auch mir weh. Ich kenne dieses Gefühl der Beklemmung.
Heute habe ich mit einer deutschen Seelsorgerin gesprochen. Es ging eigentlich um’s Thema ‘Einsamkeit’. Eine Kollegin, die Seelsorgerin und ich wollen uns intensiver mit dem Thema beschäftigen. Wir arbeiten an einer Hochschule und untersuchen inwieweit es Einsamkeit unter Studenten gibt (ist durch Enqueten erfasst — das gibt es). Die Frage stellt sich uns, was und wie wir den Studenten helfen könnten. Am Anfang stellten wir uns gegenseitig die Frage: wieso und warum interessiert dich dieses Thema? Im dem Moment kam dieses Kindheidserinnerung des Kinderheims ‘ungefragt’ aus dem Unterbewussten nach Oben. Ich habe mich schrecklich alleine gelassen, einsam und unsicher gefühlt. Es ist mein Schatten geworden. Wenn auch immer, wie auch immer ich fühle mich auch heutzutage schnell alleine.
Kennst du das? Wir können auch persönlich über dieses Thema schreiben oder sprechen. claudiasabine@deutscherin.nl
Ein kleiner Nachtrag: Nach langem Hin und Her habe ich mich angemeldet als Auslandkoordinator für die Niederlande. Menschen miteinander verbinden macht mir Spass. Und das Thema beschäftigt mich halt eben wie beschrieben. Zufall oder nicht hat sich inzwischen eine deutsche Dame gemeldet, die in den Niederlanden wohnt und auch verschickt wurde. Wir haben uns ausgetauscht, unsere Grenzen abgesteckt (tot hier en niet verder) und am Ende des Gespräches festgestellt, dass es uns beiden geholfen hat.
Wie genau ich meine Rolle sehen, weiss ich im Augenblick noch nicht. Erst einmal Erfahrungen sammeln aus Gesprächen mit anderen ‘Verschickungskindern’, die in den Niederlande wohnen. Das ergibt sich das wahrscheinlich von selbst. wordt vervolgd….
(https://verschickungsheime.de/auslandskoordinatoren/)
Auch ich wurde Anfang 1963 im Winter mit sechs Jahren für sechs Wochen in das Schwarzwaldkinderheim “Bergklause Maria Frieden” durch die Caritas geschickt. Von Bochum ging ein Zug in den Schwarzwald.
Ich kann mich noch an den Essraum erinnern, an das schlechtes Essen (Milchsuppe?) und das ich einmal ins Bett gemacht hatte. Als Strafe musste ich dann bei den “Kleinen”, die noch Windeln trugen, schlafen. Ich war 6, wie alt waren die “Kleinen”?
Ich habe noch einige Fotokarten vom Heim, die ich als Mitbringsels kaufen musste.
Beste Grüße
Reinhold
Hallo Reinhold, danke dir für den Beitrag. Dann warst du vielleicht nach mir im Heim. Ich habe von einem anderen Herr/Jungen gehört, dass nach der Mädchengruppe ein Jungengruppe kam. Der Inhalt einer Postkarte, die eine der Schwestern mit zu Ostern geschickt hat, bestätigt dies. Ich kann mich nur an eine Haferschleimsuppe erinnern. Den Geruch habe ich noch immer in meiner Nase und kann ich spontan ‘aufrufen’. Die ‘Kleinen’ hört sich ja schlimm an. Na ja, wir haben es überlebt. Ich wäre eigentlich neugierig auf deine Fotokarten vom Heim. Könntest du mir diese schicken?
Ich war 1959 und wahrscheinlich 1960 in Mambach,bin Jahrgang 1953,war demnach vor meiner Einschulung in Mambach,bin dann in der Schule zurück gestellt worden, dann noch mal in Mambach,Thomas aus Dortmund
krame gerade in meiner vergangenheit nach praegenden ereignissen meiner kindheit und habe mambach gegoogelt, wo ich wohl ca 1968 fuer 6 wochen wegen meiner naechtlichen erstickungsanfaelle zur kur war,vermittelt von der caritas mit einer langen zugfahrt und unzaehligen kindern. erinnern kann ich mich an schrecklichen durst nachts und auf der heimlichen suche nach etwas trinkbarem ,ohne entdeckt zu werden. hatte irgendwie angst davor und kann mich auch an riesige raeume und schlafsaele erinnern, aber auch an viel schnee und spass beim rodeln und wandern. bin im ruhrgebiet aufgewachsen.wann warst du denn ndort,claudia?
Hallo Gabriele, ich war 1964 in Mambach, im Winter vor meiner Einschulung. Man sagte mir, dass ich zu dünn und zu klein wäre um zur Schule zu gehen. Ich musste zunehmen und ruhiger werden. Ich war zappelig. Mit dem Zug bin ich auch gefahren. Und wahrscheinlich das letzte Stück mit dem Bus. Ich erinnere mich auch an riesige Schlafsäle mit vielen Betten und einem grossem Essen/Aufenthaltsraum. Und im Keller die furchtbaren Duschen mit der Waage, wo man jedesmal gewogen wurde. Leider wurde ich nicht viel schwerer und musste extra Haferschleimsuppe essen. Das Wort kann ich nicht mehr hören; den Geruch dieses Morgengrauens kann ich spontan hervorrufen. Einfach furchtbar. Ich weiss auch noch, dass es nachts immer unruhig war, Schwestern/Nonnen oder Tanten, die in die Schlafzimmer stürmten, weil man wieder was los war……
Ich habe das Haus mal auf Internet über Google gesucht. So gross scheint es gar nicht gewesen zu sein. Auch habe ich über die Webseite Verschickungskinder.de eine Heimbeschreibung gefunden. Das Haus hatte höchstens 35 Betten und war vergleichsweise klein. Auf jeden Fall keine Bettenburg so wie Heime auf Norderney.
ich danke dir fuer deine antwort und die info kann mal wieder nicht schlafen und habe gerade im internet seiten und recherchen ueber verschickungskinder gelesen.danke fuer deine antwort….habe gerade auch etwas in you tube gefunden..allerdings nicht direkt ueber mambach..unglaublich, was noch lange auswirkungen auf das leben haben kann..aber leider wusste man/frau es damals wohl nicht besser.war 2x fuer 6 wochen weg, das erste mal wohl von der caritas nach mambach und das zweite mal zur kur nach bad reichenhall.
Ich war 1968 in Mambach und ich erinnere mich nur bruchstückhaft. An matschige Cornflakes mit Milch; an ein Butterbrot mit 20 gr Butter, was jeden Morgen dazu gegessen werden mußte. Alle kath. Kinder mußten morgens zur
Kapelle, die anderen hatten das Frühstück zuzubereiten. Das war mein Glück, denn so konnte ich unbemerkt mir weniger Butter genehmigen. Einmal wiegen war pro Woche Pflicht.
Süßigkeiten wurden nach Ankunft konfisziert, wer Geburtstag hatte, bekam davon etwas um den Teller gelegt, alles andere aßen abends die “Tanten”. Jeden Tag stand der Mittagschlaf (in den Schlafsälen) an; natürlich durfte dann nicht gesprochen werden. Mir fällt dazu noch eine Strophe des Liedes ein: “Mittagsschlaf ist großer Mist, weil man dann nicht müde ist. Macht man mal ein Auge auf, kommt die Wache im Dauerlauf”.
Post wurde beim Essen ausgeteilt, ob sie geöffnet war, weiß ich nicht mehr. Aber unsere Karten, die wir ja von unserem Taschengeld kaufen mußten, wurden gelesen. Im Sommer hatte der Pfarrer Geburtstag und wir mußten körbeweise Blaubeeren für ihn pflücken.
An mehr erinnere ich mich nicht, ich habe wohl alles verdrängt.
Hallo Annette, da geht es dir wie viele andere auch. Wie alt warst du zu der Zeit? Und kammst du auch aus dem Ruhrgebiet, mit Zug und so?
Das Lied hört sich ja gut an. Es wurde dann wahrscheinlich ganz leise gesungen. Ich erinnere mich auch, dass wir schlafen mussten in Stille. Jedesmal, wenn geflüstert wurde, stand die ‘Nonne’ neben dem Bett. Ich wundere mich noch jetzt wie die das hören konnte. Liebe Grüsse und in Verbundenheit an diese Erfahrung.
Kinder wollt ihr Mambach sehen faria faria ho,
müsst ihr erst zum Doktor gehen faria …,
der verschreibt euch einen Schein, für das Kindererholungsheim faria ..
Seid ihr erstmal angekommen faria …,
wird zuerst ein Bad genommene faria …
dann geht’s in den Speisesaal, wo wir essen zum erstenmal faria
Der Herr Pfarrer ist unser Leiter faria ..
Der ist immer froh und heiter faria…
Er fotografiert sehr viel und spendiert ein Eis am Stiel faria ….
Mittagsschlaf ist größter Mist faria faria,
,weil man gar nicht müde ist
Macht man mal ein Auge auf, kommt die Wache im Dauerlauf faria ….
Das habe ich im Jahre 1964 als neunjährige mit meiner kleinen Schwester 6 Jahr gesungen-
Mir haben sich einige dinge ins Gedächtnis eingebrannt:
Meine kleine Schwester musste 2 Stunden in der Ecke stehen und bekam kein Eis (als es wirklich mal eins gab)
Ein Mädchen hat seine eklige Milchsuppe erbrochen und wurde gezwungen das Erbrochene aufzuessen.
Pakete bekam man nicht, der Inhalt wurde verteilt oder verschwand
Im Pool war kein Wasser
Die zwei besteh Tage waren diejenigen, an welchen ich Fieber hatte und die Milchsuppe nicht essen musste.
Es hat gutgetan, dass ich die Beträge in deutscherin zufällig gelesen habe.
Hallo Judith, danke dir für deinen Comment. Mir tut es auch immer gut, wenn ich Erfahrungen lese. Und das Lied ist traurig, weil es die Erfahrungen wiederspiegelt, und auch lustig. Mit Faria faria verbinden wir doch eigentlich schöne Erfahrungen. Lass es dir gut gehen.
Kennst du noch mehr, die in Mambach waren?
Hallo Judith, jetzt weiß ich, dass ich als Verschickungskind in Mambach war, denn das einzige, an das ich mich erinnern kann, ist dieses und noch ein weiteres Lied. Es ging so:
Mich friert an’d Händ, weil ich kein Handschuh anhaben, drum ist’s so kalt, draußen im Wald. Sommerzeug hin, Sommerzeug her, kauf mir mein Lebtag kein Sommerzeug mehr.
Das sind meine einzigen Erinnerungen an die Zeit damals. Ich bin Jahrgang 1959 und muss so 1963 oder 1964 in Mambach gewesen sein. Neulich habe ich meine Mutter danach gefragt, aber sie konnte sich nicht daran erinnern. Sie war nur entsetzt, dass ich als Kleinkind mehrere Wochen alleine von Bochum aus verschickt wurde.
An alle anderen Bedingungen kann ich mich aber nicht mehr erinnern. Nur dieseLieder sind komischerweise hängen geblieben.
Hallo Angelika, Wann genau warst du in Mambach. Im Winter? Selber war ich im Januar 1964. Und ja es war sehr kalt.
ich bin Jahrgang 1946, 1954 war ich mit meinem damals sechsjährigen Bruder in Mambach im Kinderheim. Das Essen war nicht gut, an die Milchsuppe erinnere ich mich. Bei der Ankunft wurden wir getrennt, Jungs zu Jungs usw. Ich habe dermaßen herumgetobt,dass man mich bei meinem Bruder schlafen ließ. Es waren aber da keine Nonnen. es war wohl ein Heim der Stadt Frankfurt. Da mein Großvater da im Stadtparlament war, kam er nach einigen unserer Karten angefahren und hat uns nach Hause geholt. Er war unser Held
Hallo Rosi,
dank für deinen Bericht. Eine tolle Sache von deinem Grossvater. Ein Held war der sicherlich. Es ist wahrscheinlich wenig Kindern gelungen, aus dem Heim nach Hause zu kommen. Vor dem Ende der ‘Kur’.
Du warst schon 1954 in diesem Heim. Ich wusste gar nicht, dass das Heim schon so alt und so lange eingerichtet war. Es gab verschiedene Träger, o.a. die Caritas. Aber vielleicht hat sich das im Laufe der Zeit geändert. Das weiss ich natürlich nicht.
Ja, und diese Milchsupper. Die war für alle furchtbar. Ich kann die recht schon auf Distanz riechen.
Mach’s gut.
Mich erreichte über Mail diese Bitte, die ich gerne in dieser Gruppe weiterleite.
Hallo liebe Betroffene, die ihr nach Zell im Wiesental verschickt wart,
Frau Trinler von der Badischen Zeitung sucht für einen Artikel zur Bergklause Maria Frieden in Zell im Wiesental Informationen. Wenn ihr Sie unterstützen wollt, meldet euch bitte direkt bei
Sarah Trinler
Badische Zeitung
Tel. 07622 3992-5872
trinler@badische-zeitung.de
So weh wie es tut, Erinnerungen von damals aufzurufen und anderen zu erzählen, so gut hat es mir auch getan.
Wer Lust hat, melde sich bitte bei Frau Trinler.
Dieser Aufruf ist an alle, die in der Bergklause zur Kur waren.
Hallo, ich habe diesen Blog durch Zufall beim googeln der Bergklause gefunden. Ich bin zwar kein Verschickungskind aber ich war damals in den 80gern auch dort. Meine Mutter kam irgendwann in den 70ern als Erzieherin in die Bergklause. Ich wurde 83 geboren und meine mich zu erinnern dass ich damals mit meiner Mutter dort war. Allerdings habe ich keine genauen Erinnerungen. Beim lesen des Blogs ploppten aber immer wieder Bilder auf vom Rodeln im tiefen Schnee…. 2021 war ich zum ersten Mal wieder dort und es war furchtbar was da an Gefühlen hochkam…Vielleicht sind das aber auch falsch rekonstruierte Erinnerungen von Erzählungen oder von den Fotos die dort aufgenommen wurden. Meine Mutter hat viel fotografiert und ich habe auch noch einige Aufnahmen aus dem Kinderheim und wäre auch bereit diese bei Interesse zu teilen.Jetzt zu meinem Anliegen, mich würde interessieren ob es jemanden gibt der ca +|- zwischen 1971-1987 (? habe bisher keine Information wann das Heim geschlossen wurde) dort war? Ich möchte nicht zu viel schreiben da ich nicht sicher bin ob mein Anliegen hier überhaupt richtig/erwünscht ist. Liebe Grüße
Hallo Sandra/Monika, ich freue mich über deinen Comment. Alles was es gibt an Fotos oder Erinnerungen hilft uns Verschickungskindern weiter. Ich melde mich mal privat bei dir.
Liebe Grüsse Sabine
Hallo an euch Alle,
ich war 1983 für 3 Wochen in der Bergklause Maria Frieden.
Damals war ich 10 Jahre alt. Zu dünn, zu schwach…
Eine Zeit, die mich geprägt hatte.
Liebe Grüße,
Bianca
Hallo Bianca, danke dir für den Comment. Ja, die Zeit hat uns geprägt. Inwieweit war dat bei dir? Würde mich freuen, wenn du mir – vielleicht über meine Mailadresse claudiasabine@deutscherin.nl – austauschen würden. Das Thema beschäftigt mich im Augenblick sehr. Liebe Grüsse
Hallo Sandra (mail vom 8.August 23),
Hallo Sabine,
Per Zufall habe ich hier die Seite beim Googeln gefunden.
Ich war merkwürdig berührt von all dem, was ich hier gelesen habe.
Auch ich war in Maria Frieden, im Sommer 1979. Aber – “auf der anderen Seite”, nicht als Verschickungskind, sondern als Aushilfskraft
(“Studentenjob”) der Küche zum Spülen und Speisen zubereiten, teils aber auch zur Unterstützung der Erzieherinnen (Begleitung bei Spaziergängen, Durchführung von Bastelaktivitäten und Aufsichten, und Gitarre gespielt und gesungen habe ich nachmittags manchmal mit den Kindern). Ich hoffe, dass ich trotzdem auch meine Erinnerungen hier niederschreiben darf – vielleicht, Sandra, habe ich damals für 3 Monate mit Ihrer Mutter zusammengearbeitet? Erinnert sie sich an eine Aushilfskraft, die damals mit einem Audi 60 an freien Tagen die ein oder andere Erzieherin mit auf Wanderungen oder Ausflüge genommen hat?
Einiges habe ich hier in den Texten wiedererkannt, was nicht nur in den Sechzigern, sondern auch 1979 noch so war. Für mich damals bisweilen zu streng oder befremdlich, aber… ich war ja nur Aushilfskraft.
Milchsuppe gabs zu der Zeit nicht mehr zum Frühstück, ich musste früh raus und für die Kinder Schnitten streichen. Und an einigen Tagen gab es Obstquark – mit viel, viel Sahne angerührt. und mehrmals habe ich für nachmittags – nach dem Mittagsschlaf gabs das – Kakao angerührt und nach dem Mittagessen Dampfnudeln gebacken. Die meisten sollten ja zunehmen. Und sitzenbleiben mussten sie auch, bis sie (eine Mindestration) aufgegessen hatten. Abends hingegen fand ich das Essen immer sehr karg.
Den sonntäglichen Pflichtgang zum Gottesdienst in der Kapelle – verbindlich auch fürs Personal -, und das mit dem Duschen und Wiegen im Keller sehe ich noch vor mir. Außerdem erinnere ich mich, dass Kinder vor die “Höhensonne” (UV-Licht) gestellt/gesetzt wurden, damit sie schön Farbe bekamen und gesund aussahen. Und mittags und abends, wenn Ruhe zu sein hatte in den Schlafsälen, oh, das fand ich ganz schön streng, wenn ich da auf dem Flur auf und nieder promenieren und bei den kleinsten Mucksern “beißen” musste. In meinen Augen war es auch ganz schön schwierig, dass die Kinder irgendwie keinen Rückzugsraum hatten, sondern wie gleichgeschaltet in der Gemeinschaft zu funktionieren hatten. Auch ich habe in einem Mehrfachzimmer mit Etagenbetten zusammen mit anderen (Erzieherinnen) gewohnt und mir manchmal etwas Privatsphäre gewünscht.
Ich erinnere mich nicht nur an den wasserleeren Pool, sondern auch an den Geburtstag des Pfarrers – ich glaube, Thoma hieß der damals und war schon über die 80 – da gabs tatsächlich Eis für die Kinder, nachdem sie ihm Lieder vorgesungen hatten. Ja, und es gab in der Tat schon mal Mittagspausen oder Abende, da saß das Personal in der Stube zusammen (bis auf die, die “Aufsicht” hatten) und da standen Schüsseln mit Haribos und Schokoriegeln “für alle” auf dem Tisch – das tut mir noch nachträglich leid, dass ich davon gegessen habe, denn von deren Herkunft hatte ich keine Ahnung. Wie von manchem anderen nicht – was es möglicherweise aber “zu meiner Zeit” auch nicht mehr gab.
Anfang der 2000er Jahre bin ich mit meinem Mann nochmal zur Bergklause zurückgekommen. Obwohl ich die Landschaft in der Gegend sehr geliebt und die Zeit dort nicht zu den schlechten Erinnerungen gezählt habe, war es dennoch kein positives Gefühl, als ich am Ort ankam. Irgendwie kam Beklemmung in mir hoch, vielleicht weil ich 1979 mehr zwischen den Zeilen gelesen habe, als mir bewusst war? Wir sind jedenfalls ganz schnell wieder gefahren. Was Kinder hier wirklich erlebt haben, habe ich nun heute hier gelesen. Ein Ort, der schön hätte sein können wurde zur Gräuelstätte. Es berührt mich tief, denn solche Wunden heilen, glaube ich, nie ganz aus.
Hallo Maria, ich danke dir für den ausführlichen Text. Und vor allem Dingen deine Offenheit. Und natürlich darfst du hier schreiben. Ich freue mich so gar riesig. Wie du/Sie selber schreibst, ist es für uns Verschickungskinder sicherlich interessant um die ‘andere Seite’ kennen zu lernen, die Aktivitäten ausgefúhrt haben, zum Beispiel ‘die Aufsicht’ auf dem Flur und vielleicht selber auch so ihre Zweifel hatten und sahen wie wir Kinder uns gefühlt haben. Oder auf jeden Fall mal darüber nachgedacht haben, ob dies richtig oder wünschenswert ist. Sich vielleicht so gar im Nachhinein geschämt haben. Das brauch es nicht.
Du hast wahrscheinlich auch in dem Blog gelesen, dass ich vor 3 Jahren in Mambach war. Damals war es ein Yoga-zentrum und konnte man dort Retraites machen. Vielleicht war das der Grund, dass mein Gefühl damals wie heute anders ist. Für mich strahlte es irgendwie Ruhe aus. Vielleicht hatte der heutige Eigentümer die ‘Aura’ ‘geheilt usw. Das ist was ich glaube. Und ich probiere mich daran zu orientieren, dass der Zeitgeist und die Erziehungsmethoden halt anders waren. Ich glaube selber, dass ich vielleicht wenig Unterschied mi zu Hause erfahren als Nachkriegstochter einer Mutter, die vor den Russen aus Polen geflüchtet ist und den Hunger kennengelernt hat. Ich glaube, da ist man froh, dass es Institutionen gibt, die den Kindern helfen, ‘dicker’ oder gesünder zu werden. Ueber die Methode selber kann man sich streiten.
Du schreibst: dass es schlimm für uns Verschickungskinder war. Sicherlich. Trauma’s und negative Ueberzeugungen sind in der Zeit entstanden. Und sind Teil unserer Natur und unsereres Karakters geblieben.
An uns, um diese – jeder auf seine Art – loszuwerden. Das wünsche ich jedem zu.
Maria, dir nochmals lieben, lieben Dank.
Ja und die Haribo’s ……..
Liebe María
Zeitzeugnisse von der Art, wie du sie hier schreibst, sind total wertvoll, ich sammele momentan Zeitzeugnisse von ehemaligen Mitarbeitenden solcher Heime, alle bestätigen sie unsere Erfahrungen! Wenn du magst, könntest du hier auf unserer Seite deine Erfahrungen teilen, das wäre super klasse, gern kannst du mich auch anrufen: 0176-24314947, hier die Seite, wo Zeugnisse von Mitarbeitenden gesammelt werden: https://verschickungsheime.de/category/reaktionen-ehemaliger-mitarbeiter-und-betreuerinnen/
Herzliche Grüße
Anja Röhl
Sorry, meine richtige Nummer ist diese: 0176-24324947
Grüße
Anja
Hallo! Auf der Suche nach dem Namen des Hauses bin ich auf diese Seite gestoßen.
Ich war 1990 in dem Kurheim – im Rahmen eines Praktikums während der Ausbildung zur Erzieherin. Wir haben mit 6 Mädchen/Frauen in einem Zimmer gelebt und waren den Gruppen zugeteilt. An vieles erinnere ich mich nicht mehr, aber ich weiß, dass ich einige Fotos gemacht habe während der Zeit.
Ordensschwestern gab es nicht mehr in dem Haus. Die Leiterin war alt und es stand schon ihre Nachfolge fest, die als Gruppenleiterin dort arbeitete.
Zuerst waren Kindergartenkinder zwischen 2 und 5 Jahren im Haus, später kamen Schulkinder bis etwa zum 6. Schuljahr.
Die Wachen auf dem Flur zur Schlafenszeit gab es auch noch und das Herausholen der Kinder, die gequatscht haben. An vielen Tagen mussten wir das Bettzeug einweichen, weil es voll gepieselt worden war.
Der Müll wurde immer samstags in einer Grube auf dem Spielplatz verbrannt, weil der Müllwagen nicht zum Haus fahren konnte – so wurde gesagt.
Ich war im Sommer da, das Schwimmbad war mit Wasser gefüllt. Aber oft durfte es nur die Gruppe der zukünftigen Leiterin nutzen, “meine” Gruppe war nur manchmal dran.
Claudia, Danke Dir. Interessant, um die ‘Umstände’ aus deiner Sicht als Leiterin zu lesen. Gab es wirklich Ordensschwestern?
Lieben Gruss Sabine
Liebe Claudia
Ich komme gern mal in die Niederlande um über das Thema Verschickungskinder zu sprechen und aus meinen Büchern zu lesen, so könnte man mal die Deutschen in den Niederlanden interessieren, und informieren, wo lebst du denn da?
Grüße
Anja
Hallo, ich bin Jahrgang 1967 und ich war ein Verschickungskind.
ich war mit 6 oder 7 Jahren für 6 Wochen in diesem Haus, wegen Unterernährung. Ich habe noch 3 Bilder aus dieser Zeit und auf einer Rückseite von einem Bild war erkennbar in welchem Haus ich war.
Ich habe keine Erinnerung an diese Zeit, ausser das ich noch weiss, das dieses Haus groß und kalt war, die Räume gross und furchterregend. Ich kann mich noch an ein Mehrbettzimmet erinnern. Wir sind mal auf den Betten gesprungen, wurden erwischt und bestraft.
Ich kann mich nur noch an Strenge und Kälte erinnern……….. an sonst gar nichts.
Ich bin durch die Bilder die ich habe auf diese Seite gestoßen und beim Lesen hat mein Körper reagiert. Es war mir kaum möglich die Erfahrungen der anderen zu lesen. Mir kamen die Tränen und ich zitterte und musste in geringen “Dosen” die Beiträge lesen.
Ich war 2021 in Therapie und habe herausgefunden, dass ich mich an meine ersten 12 Lebensjahre kaum erinnern kann. Ich kenne ein Bild von einem Geburtstag im Kindergarten und von meinem Einschulungstag. Bisher war ich davon überzeugt, dass meine ersten 12 Lebensjahre glücklich waren……. allerdings spricht dagegen, dass ich mich an fast nichts erinnern kann……..
Dazu passt mein Aufenthalt in diesem Haus………
Gibt es ein Treffen von Ehemaligen aus 1973 oder 1974?
Oder ein Austausch?
Gibt es Hinweise von sexuellem Missbrauch in diesem Haus?
Viele Grüße
Hallo Tamara,
Ich habe tatsächlich heute eine Postkarte gefunden, die mir meine Mutter im Frühjahr 1974 geschrieben hat. Ich war ebenfalls 6 Wochen in Mambach. Niemand in der Familie konnte sich erinnern, wo genau ich war.
Und jetzt lese ich (durch Zufall gefunden) Berichte von ehemaligen Leidensgenossen. Und es teibt mir tatsächlich Tränen in die Augen. Wir haben so viel Schlechtes dort erlebt. An Schönes kann ich mich tatsächlich gar nicht erinnern. Ich würde mich gerne austauschen, in der Hoffnung, mit den Erinnerungen besser umgehen zu können. Viele Grüße
Hallo liebe Claudia Sabine,
ich bin HOK für die Kinderheilstätte Schloss Friedenweiler und zufällig auf diese Seite gestoßen. Mich haben zwei Sachen angesprochen: Einmal Deine Bemerkung, “wie kann man das richtig machen, wenn …”. Aus meiner “Kur” nahm ich die Schlussfolgerung mit, “ich schaffe es nicht etwas richtig zu machen”, wie auch, da ich als Vierjährige gar nicht erkennen konnte, was in diesem damaligen Alltag, für mich undurchschaubar, richtig oder was falsch bedeutete und wie gefährlich es war, etwas falsch zu machen. Diese Schlussfolgerung hat mich mein Leben lang begleitet.
Und 2.: Es gab anscheinend Nonnen im Haus Bergfrieden. Ich forsche zu den kath. Strukturen der Caritasheime der Erzdiözese Freiburg in BW, in denen Nonnen tätig waren.. Ich habe schon mehrere Heime gefunden und das Haus Bergfrieden könnte auch ein Caritasheim der Erzdiözese gewesen sein. Viele davon gab es im Schwarzwald. Vielleicht kannst Du mir mehr dazu sagen oder einen Hinweis geben.
Herzliche Grüße Doris
Hallo Doris,
vielen lieben Dank.
Ich glaube deine Schlussfolgerung deckt die von mir, merke ich. Gerade heute noch – ich habe eine neue Ledernähmschine und bin total nervös, dass ich etwas falsch mache, dass die Maschine total kaputt geht, etc. Mein Selbstvertrauen ist dann dahin.
Was deine Frage nach den Nonnen betrifft: ehrlich gesagt, weiss ich dass nicht genau. Da könnte ich mal nachfragen. Eine Dame der Badischen Zeitung hat mit mir ein Interview gemacht bezüglich meiner Zeit in Mambach. Sie hat viel recherchiert, einen Artikel veröffentlicht mit einem Gruppsnbild. Da war keine Nonne.
Meine Nachfrage hat ergeben: Nein, Nonnen waren da keine zu meiner Zeit.(1979)
Die °Tanten°, die da das Sagen hatten, waren aber wohl bei der Kirche angestellte, alleinstehende (für mich damals ältere) Frauen.”
Hallo Thomas, danke dir fürs teilen. Zweimal ist wirklich schlimm und hat bestimmt viele negativen Impakt auf dein Leben heute und überhaupt. Aber….. wir haben es gemeistert und es hat uns gestärkt. Manchmal wissen wir noch nicht wie oder was. Wir haben ja inzwischen über Facebook Kontakt. Die Sonne scheint heute. Auf jeden Fall in den Niederlande.
Hallo Gabriele, ja Mann/Frau wusste nicht besser. Ich glaube, meine Mutter hat da auch keine Ahnung. Der Arzt bestimmte und so war es.
Hast du noch Foto’s von Mambach?